Hast du heute schon jemandem eine Frage gestellt? Oder dir selbst? Wenn nicht, kann es sein, dass du dafür keine Zeit findest? Stellen dir Kinder Fragen?
„Wer fragt, ist ein Narr für eine Minute. Wer nicht fragt, ist ein Narr sein Leben lang“, meinte der chinesische Philosoph Konfuzius. Ein deutsches Sprichwort besagt dazu: „Wer nicht fragen kann, kann nichts lernen.“
Wie oft bombardieren Kinder Erwachsene mit Fragen. Unzählige Fragen. Mich faszinieren Kinderfragen. Sie wecken die Forscherin in mir. Ihre Fragen zeigen, wie interessiert, neugierig und wissensdurstig Kinder von Natur aus sind. Die kleinen Fragenden möchten grosse Entdecker sein und versuchen mit ihren Fragen, die Welt zu verstehen. Nicht selten höre ich Eltern sagen: „ Das weiss ich nicht, keine Ahnung, frag nicht so viel oder jetzt habe ich keine Zeit.“ Ich schliesse mich da nicht aus.
Seit einigen Monaten nehme ich mir aber Zeit für sie. Sehr viel Zeit sogar. Denn inzwischen sammle ich Kinderfragen. Ihr Fragen berühren und begeistern mich stets von neuem. Nicht nur ihre Fragen. Auch im ersten Moment banal erscheinende Äusserungen, Bemerkungen und Beobachtungen lassen mich staunen. Gerade kürzlich wieder auf der Heimreise von Italien in die Schweiz. Da meldet sich unsere Tochter so nebenbei im Tessin zu Wort: “ Gotthard finde ich kein schöner Name“. „Wieso denn nicht?“ will ich wissen. „Ich finde „Gott – hard“ ein blöder Name und er stimmt nicht, denn Gott ist nicht hart“, gibt sie zur Antwort. Wow! Was hälst du von dieser Bemerkung?
Augenfällig ist, dass Kinder oft mit Schuleintritt aufhören, ihre Fragen zu stellen. Nicht weil sie keine mehr haben. Sie merken schnell: Dafür bleibt keine Zeit. Der Lehrplan muss eingehalten werden. Oder die Frage passt jetzt einfach nicht zum Thema. Oder was denken die anderen, wenn ich diese Frage stelle? Oder ist es eine peinliche Frage? Viele Kinder verstummen und ihre Fragen bleiben ungestellt. Wieso nicht das Fach „Fragen“ im Schulunterricht einzuführen?
Hätte Albert Einstein nämlich keine Fragen gehabt, wären viele seiner genialen Erfindungen unentdeckt geblieben. Fragen lassen suchen.
Statt nach Antworten zu suchen, mache ich mich auf die Suche nach Fragen. Während die einen Muscheln sammeln und die anderen Elefanten, sammle ich Fragen. Witzige, traurige, berührende, zum Nachdenken anregende. Einfach Fragen.
Fragen öffnen Räume. Eines stelle ich jedoch nicht in Frage: Wenn Kinder wieder mehr Raum für ihre Fragen bekommen, werden sie sich als Erwachsene immer noch trauen, zu fragen. Auch zu hinterfragen. Und genau diese offenen, neugierigen, kreativen und hinterfragenden Menschen braucht diese Welt.
Wenn du also eine witzige, traurige, berührende, zum Nachdenken anregende Frage hast, egal ob dein Enkel, ein Nachbarskind, deine Tochter, dein Göttibueb oder deine Schülerin sie dir gestellt hat, schicke sie mir einfach. Ich freue mich über jede Kinderfrage!
Herzlich
die fragesuchende Martina