Wenn du unsere Geschichte kennst, weisst du vielleicht, dass unsere Tochter Chiara während dem sie die Schule zu verweigern begann, auch plötzlich Ängste entwickelt hat. Hätten wir sie als Eltern zu diesem Zeitpunkt abklären lassen, hätte die Diagnose womöglich heissen können: Angststörung mit Panikattacken, Sozialphobie oder so ähnlich. Wir haben es nie getan. Ausserdem hätte sie nicht mitgemacht. Einmal meinte sie dazu: „Weisst du Mami, nur ich selber kann mir helfen.“
Wow, ein siebenjähriges Mädchen, welches nicht in eine Opferhaltung verfällt. Ein siebenjähriges Mädchen, welches die Verantwortung für ihre Ängste selbst übernehmen möchte. Über ein Jahr hat sie uns begleitet: die Angst. Sie war immer ein mutiges Kind gewesen, sehr mutig sogar. Während der Zeit ihrer Ängste, vertraute sie nur noch sich selbst, Kindern und uns Eltern. Zu Erwachsenen hatte sie kein Vertrauen mehr. Irgendetwas hatte ihr Urvertrauen getrübt.
Einmal zum Beispiel fragte mich unsere Tochter aus heiterem Himmel: „ Mami ich muss mich unbedingt operieren lassen.“
„Wie meinst du das?“ wollte ich sie verstehen.
„Ich will die Angst rausoperieren, verstehst du?“
Stell dir nur vor, wir könnten die Angst einfach wie ein anderes Organ rausoperieren! Verstehen wir unsere Ängste? Wovor hast du Angst? Angst, eine irrationale, kaum fassbare Energie. Versagensangst, Angst nicht gemocht zu werden, Angst ausgelacht zu werden, Angst vor Höhe, Feuer oder Schlangen. Jeder hat doch irgendwann einmal Angst. Sie blockiert, lähmt und hindert uns, unserem Herzen zu folgen.
Chiaras Ängste haben lange Zeit meine eigenen Ängste gespiegelt. Hatte ich doch bis zu unserer Krise damals alles schön im Griff und unter Kontrolle gehabt. Und auf einmal kommt sie wieder, auf samten Pfoten um die Ecke geschlichen: die Angst. Sie engt mich ein, nimmt mir die Luft zum Atmen, lässt mich unFREI sein. Was will sie nur von mir? Wovor fürchte ich mich? Auf einmal waren sie alle wieder da: Die Angst, nicht der Norm zu entsprechen, die Angst, was wohl die anderen über mich und meine Familie denken, die Angst zu versagen, die Angst nicht zu genügen.
Ich fragte mich immer wieder, was diese Ängste denn bloss von mir wollen. Vielleicht nur ernst genommen werden. Und so stellte ich mich ihr, der Angst. Es kostete mich viel Überwindung. Doch dann passierte es: das Wunder. Auf wundersame Weise verwandelte sich die Angst in Mut, in Vertrauen. Was heisst denn schon versagen? In der Norm sein? Will ich das überhaupt? Muss ich das überhaupt? Heute weiss ich, dass die Sicherheit, an der ich mich festhalten möchte, stets eine vermeintliche ist. Der Verstand gaukelt mir vor, etwas unter Kontrolle haben zu können.
So ist es aber nicht. Eine heutige Situation kann morgen schon eine ganz andere sein. Ich kann noch so versuchen, sie zu kontrollieren. Also lasse ich täglich wieder los, und glaube mir, es fällt mir nicht immer leicht. Es gibt Tage, da nimmt der Verstand wieder überhand. Angst kann aber ein wunderbarer Lehrer sein. Denn wo Angst ist, will noch mehr Liebe und Vertrauen erwachen. Altes, das nicht mehr von Nutzen in meinem Leben ist, will losgelassen werden, damit Neues und Freudvolles entstehen darf. Rückblickend bin ich dankbar, durfte ich viele Ängste anschauen, alte Muster auflösen, um jetzt in einer neuen Energie aufzublühen. Heute ist Chiara wieder frei und geht EINFACH angstFREI ihren Weg. Was sie mich gelehrt hat, möchte ich gerne hier mit dir teilen.
Zuerst hatte ich versucht zu verstehen, weshalb und wie diese Angst gekommen war. Als sie dann auf einmal verschwunden war, wollte ich wieder nachvollziehen können, wie es sein kann, dass sie von heute auf morgen keinerlei Ängste mehr hat. Dazu meinte Chiara kurz und bündig: „ Mami die Angst ist nur im KOPF.“
WOW welche Erkenntnis das für mich war! Und ich folgerte für mich Folgendes: Wenn wir im Herzen leben, hat Angst keinen Raum. Daher folge deinem Herzen und lebe EINFACH angstFREI.
Vertrauensvolle Herzensgrüsse